Eine der grössten Lebensmittelproduzentinnen in der Schweiz – Micarna – hat an den diversen Standorten massive Stromeinsparungen durch Energieeffizienzmassnahmen realisiert. Mehrere davon konnten mit Förderbeiträgen von ProKilowatt unterstützt werden. Am Beispiel der «Kühltunnel 12 und 13» in der Poulet-Produktion zeigen wir nachfolgend die Potenziale solcher Projekte auf.
Mit den Lüftungsoptimierungen verzeichnet Micarna bis heute bereits rund 2 Millionen Kilowattstunden an Stromeinsparung. Ein besonders spannendes Projekt waren dabei die beiden Kühltunnel der Poulet-Produktion in Courtepin.
Die alte Anlage mit 2 mal 40 Axiallüftern in zwei langen, ununterbrochenen Gängen hatte Nachteile: Die zirkulierende Luft war nicht geführt, sie «suchte sich ihren Weg» praktisch frei. Insbesondere durch Vereisungen am Kühlregister kam es so zu erheblichen Effizienzverlusten. Die Anlagen mussten täglich abgetaut werden. «Die Anlage entsprach nicht mehr unseren Ansprüchen und musste optimiert werden», erläutert Markus Stirnimann, Leiter Engineering West bei Micarna, den initialen Entscheid für die Massnahme.
«Der Weg der Luft zwischen Kühlregister und Ventilator war bei der alten Anlage zu lang und zu wenig direkt. Dies brachte uns auf die Idee, die Ventilatoren vertikal anzuordnen und viel näher am Kühlregister zu platzieren», erzählt Alfred Samuel Schönbäck von der Lufttechnik AG, die mit der Umsetzung beauftragt wurde. Die alten Axiallüfter sollten effizienten radialen Lüftern Platz machen. Die beiden langen Gänge wurden in je 10 abgeschlossene, redundante Zellen unterteilt, in denen heute pro Zelle 6 Ventilatoren in Betrieb sind. Markus Stirnimann freut sich über die Erfolge: «Zu unserer Freude traten trotz einer Erhöhung der zirkulierenden Luftmenge sogar weniger Vereisungen auf. Das führte gleich noch zu einer weiteren Energieeinsparung: Das tägliche Enteisen konnte somit reduziert werden.»
Fotos: Lufttechnik AG
Der Wechsel vom langen Gang zu den 10 kurzen, abgeschlossenen Zellen hat neben der Effizienzsteigerung auch positive Auswirkungen auf die Systemsicherheit und -stabilität: Durch die Redundanz ist der Ausfall einer einzelnen Zelle verkraftbar.
Bei einem laufenden Betrieb ist die Realisierung anspruchsvoller Projekte herausfordernd, sie müssen zeitlich perfekt geplant werden. «Das Projekt war für uns wichtig, da wir damit rund 38% Energie sparen konnten – von der Idee bis zur Realisation dauerte es 1,5 Jahre», merkt Markus Stirnimann an. In den wenigen Revisionswochenenden, die bei Micarna pro Jahr vorgesehen sind, musste der Umbau der Anlage unter zeitlichem Hochdruck und mit minutiös geplanter Material- und Arbeitsschritt-Koordination durchgeführt werden. «Bis und mit der abschliessenden Reinigung musste alles in einem engen Zeitfenster Platz finden. Es versteht sich von selbst, dass dabei nichts schiefgehen durfte und alles auf Anhieb funktionieren musste», hält Alfred Samuel Schönbäck fest. Die erste Zelle war der Pilot - bei den weiteren konnte man dann schon von der gemachten Erfahrung profitieren, alles klappte tadellos.
Stromeffizienz-Massnahmen wie diese erfordern immer auch eine beachtliche Investition. Ist die Zeit, bis sich die Investition auch finanziell lohnt, zu lang, springt die Förderung in die Bresche. Auch Micarna hat für Stromeffizienzprojekte an verschiedenen Standorten Fördergeld erhalten. Damit konnten jeweils zwischen rund einem Sechstel und rund einem Drittel der Investitionskosten gedeckt werden, ein wahrer «Game Changer». Micarna erzielt mit den unten aufgelisteten Projekten über 15 Jahre eine Wertschöpfung von rund 200%.
1 unter Berücksichtigung der Investitionskosten und der Stromeinsparung bei einem Strompreis von 15 Rp/kWh
2 unter Berücksichtigung zusätzlich des Förderbeitrags und der gesunkenen Wartungs- und Unterhaltskosten bei einem aktuellen Strompreis von 20 Rp/kWh
Die Qualität des Produktionsprozesses war im Fokus - dass wir dadurch gleichzeitig massiv Strom einsparen und von Förderung profitieren können, ist umso schöner.
Markus Stirnimann
Leiter Engineering West Micarna SA
Dass die grössere zirkulierende Luftmenge zu weniger statt zu mehr Vereisungen führt, ist ein zusätzlicher Effizienzgewinn.
Alfred Samuel Schönbäck
Lufttechnik AG
Sie haben ein Energieprojekt, das Strom oder CO₂ einspart – wir kümmern uns um die passende Förderung. Entweder über eines unserer eigenen Förderprogramme oder über die Eingabe Ihres Projekts bei der am besten geeigneten Förderstelle.